Warum Controlling 4.0?

Warum Controlling 4.0?
Die Digitalisierung verändert Unternehmen grundlegend – in ihrer Wertschöpfung, ihren Geschäftsmodellen, ihren Kundenbeziehungen. Gleichzeitig steigt die Unsicherheit durch globale Krisen, volatile Märkte und technologische Disruption. In diesem Umfeld wird das Controlling neu gefordert. Es muss über klassische Aufgaben hinausdenken und sich strategisch positionieren.
Auf dem Weg zum Controlling 4.0 – Wie sich das Controlling für die Zukunft neu erfindet
Der digitale Wandel verändert nicht nur Technologien und Prozesse, sondern auch die Rolle, das Selbstverständnis und die Kompetenzen von Controller:innen. Der Weg in Richtung Controlling 4.0 ist kein einzelner Technologiesprung, sondern eine umfassende Transformation – kulturell, organisatorisch und strategisch. Dieser Beitrag beleuchtet die zentralen Herausforderungen und gibt Impulse, wie Controller:innen in einer zunehmend digitalen Welt wirksam bleiben.
Digitalisierung als Chance – nicht nur als technische Herausforderung
Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern muss im Controlling Wert schaffen. Es geht darum, analoge Prozesse zu hinterfragen, Silos aufzubrechen und Daten gezielt zu nutzen. Das klassische Controlling – geprägt von Zahlenaggregation, Standardberichten und Routinetätigkeiten – kommt zunehmend an seine Grenzen. Standardisierung und Automatisierung übernehmen einfache Aufgaben, während sich das Controlling auf neue Rollen fokussieren muss: vom „Zahlenlieferanten“ zum Business Partner, vom Berichterstatter zum Navigator.
Zentrale Fragen sind dabei:
- Welche Aufgaben können automatisiert werden?
- Wo entsteht durch neue Technologien zusätzlicher Nutzen?
- Wie verändert sich das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine?
Neue Rollenbilder im Controlling: Vom Hüter der Zahlen zum Architekten der Entscheidungsgrundlagen
Controller:innen müssen sich stärker als Gestalter:innen verstehen – als Mitgestaltende der digitalen Transformation. Drei neue Rollenbilder treten dabei in den Vordergrund:
- Datenmanager:in
Controller:innen kuratieren, veredeln und interpretieren Daten aus unterschiedlichsten Quellen. Sie sorgen für Qualität, Konsistenz und Transparenz und schaffen so die Grundlage für fundierte Entscheidungen. - Business Partner
Controlling wird zum Sparringspartner auf Augenhöhe – proaktiv, beratend, strategisch. Controller:innen verstehen das Geschäftsmodell, stellen kritische Fragen und tragen dazu bei, Chancen und Risiken rechtzeitig zu erkennen. - Change Agent
Die digitale Transformation braucht kulturelle Begleitung. Controller:innen können hier wichtige Impulse geben – etwa durch Vermittlung zwischen Fachbereichen, Moderation von Zielkonflikten oder durch methodische Kompetenz in Projekten.
Diese Rollen bedingen eine starke Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen – von Datenanalyse über Kommunikation bis hin zur Führung ohne disziplinarische Verantwortung.
Kompetenzen für das Controlling von morgen: Analytisch, kollaborativ, strategisch
Die neue Arbeitswelt fordert ein neues Kompetenzprofil. Neben fundierten betriebswirtschaftlichen Kenntnissen gewinnen folgende Fähigkeiten an Bedeutung:
- Technologische Kompetenz: Verstehen, wie Algorithmen, Automatisierung und künstliche Intelligenz funktionieren – und wie man sie sinnvoll im Controlling einsetzt.
- Datenkompetenz: Datenquellen identifizieren, Qualität sicherstellen, Analysen durchführen und Erkenntnisse verständlich kommunizieren.
- Storytelling und Visualisierung: Die Kunst, Daten in überzeugende Geschichten zu verwandeln, wird zur Schlüsselqualifikation im Managementdialog.
- Kollaboration und Netzwerkkompetenz: Controlling findet nicht mehr isoliert statt, sondern ist eingebettet in agile, funktionsübergreifende Teams.
- Selbstführung und Lernfähigkeit: Die Veränderungsgeschwindigkeit erfordert permanente Weiterentwicklung – fachlich wie persönlich.
Organisation im Wandel: Vom Controlling-Bereich zur vernetzten Funktion
Die klassische Controlling-Organisation steht auf dem Prüfstand. Andere Strukturen entstehen:
- Shared Services und Center of Excellence übernehmen standardisierbare Prozesse und bündeln Know-how.
- Business Partner:innen sind dezentral in die Fachbereiche integriert – mit hoher Nähe zu den operativen Themen.
- Agile Teams entstehen temporär rund um datengetriebene Fragestellungen – Controller:innen bringen hier Analyse- und Strukturierungskompetenz ein.
- Governance und Datenmanagement werden zentral gesteuert, um Qualität und Verlässlichkeit sicherzustellen.
Das bedeutet auch: Die Grenzen zwischen Fachbereich, Controlling und IT verschwimmen. Erfolgreiches Controlling 4.0 braucht ein gemeinsames Verständnis für Daten, Ziele und Verantwortlichkeiten.
Technologische Enabler: Von Excel zu KI
Technologie ist Treiber und Werkzeug zugleich. Die Bandbreite reicht von bewährten Tools wie Business Intelligence und Data Warehousing bis hin zu Advanced Analytics, Predictive Forecasting und KI-Anwendungen. Aber: Technologie ist kein Allheilmittel. Entscheidend ist die Fähigkeit, technologische Möglichkeiten in echten Nutzen zu übersetzen.
Dazu braucht es:
- Use Cases mit Mehrwert, die eng mit den Fachbereichen entwickelt werden.
- Pilotprojekte und Experimentierräume, die schnelle Lernkurven ermöglichen.
- Eine klare Roadmap, die Komplexität reduziert und Orientierung bietet.
Wichtig ist auch: Nicht alles muss intern entwickelt werden. Kooperationen, Netzwerke und externe Expertise können helfen, schneller voranzukommen.
Führung im digitalen Controlling: Vertrauen, Transparenz, Empowerment
Controlling 4.0 erfordert auch ein neues Führungsverständnis. Klassische Hierarchien werden durch Verantwortung in Netzwerken ersetzt, Wissensvorsprung durch Transparenz und Zusammenarbeit. Führung heißt heute:
- Vertrauen schaffen in eine komplexe, unsichere Umgebung
- Orientierung geben, statt Vorgaben zu machen
- Eigenverantwortung fördern und Vielfalt zulassen
Controller:innen, die diese Haltung leben, können zu Katalysatoren der Transformation werden – im Controlling selbst, aber auch darüber hinaus.
Fazit: Controlling 4.0 ist kein Ziel – es ist ein Weg
Die digitale Transformation verändert das Controlling grundlegend. Es geht nicht darum, Bestehendes zu digitalisieren – sondern darum, die Rolle des Controllings neu zu denken: strategisch, vernetzt, wirksam. Wer sich auf diesen Wandel einlässt, wird erleben: Controlling ist wichtiger denn je. Nicht als Zahlengenerator, sondern als Navigator in stürmischen Zeiten.
Der Weg dorthin braucht Mut, Neugier – und vor allem Menschen, die den Wandel gestalten wollen.
Die ICV-Schriftenreihe ‚Auf dem Weg zum Controlling 4.0‘ (https://icv-controlling.com/shop/) beleuchtet diesen Wandel umfassend. Sie liefert Impulse, zeigt Good Practices und benennt Herausforderungen. Dabei steht weniger die Technik im Fokus, sondern vielmehr die Menschen, Prozesse und das Mindset im Controlling.