Gesundheitscontrolling 4.0: Mit Daten, Haltung und Technologie in die Zukunft

Gesundheitscontrolling 4.0: Mit Daten, Haltung und Technologie in die Zukunft

Gesundheitscontrolling 4.0: Mit Daten, Haltung und Technologie in die Zukunft

Was für ein Tag! Die Gesundheitstagung Schweiz 2025 ist letzten Freitag erfolgreich über die Bühne gegangen – und hat eindrucksvoll gezeigt, wie viel Innovationskraft, Reflexionsvermögen und Gestaltungswille im Schweizer Gesundheitswesen steckt.

Unter dem Leitmotiv  „Gesundheitscontrolling 4.0: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Resilienz“ gab es einen Austausch über die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Schweizer Gesundheitswesen. Im Fokus standen Lösungen für steigende Kosten, Fachkräftemangel, Digitalisierung sowie innovative Controlling- und Managementansätze. Hochkarätige Referierende aus Wissenschaft und Praxis präsentierten ihre Sichtweisen und Lösungsansätze.

Im ersten Beitrag „Quo Vadis, Gesundheitssektor?“ zeichnete Prof. Dr. Thomas Rautenstrauch von der OST, Ostschweizer Fachhochschule, ein realistisches Bild der aktuellen Lage. Die Gesundheitskosten steigen jährlich um über zwei bis drei Prozent, Spitäler geraten zunehmend unter wirtschaftlichen Druck – mit einer EBITDA-Marge von lediglich 1,8 Prozent im Jahr 2023 – und bis 2040 wird ein Mangel von rund 40.000 Pflegefachpersonen prognostiziert. Auch im internationalen Vergleich liegt die Schweiz im Bereich der Digitalisierung nur auf Platz 15. Sein Fazit: Ohne strukturellen Umbau und konsequente Digitalisierung wird es schwer, Qualität und Effizienz langfristig zu sichern.

Benjamin Nadenbousch vom Kantonsspital Baselland verdeutlichte im zweiten Beitrag, wie modernes Controlling den Spagat zwischen Kostendruck und Versorgungsqualität bewältigen kann. Dabei setzt er auf Portfolioanalysen, Break-Even- und Deckungsbeitragsrechnungen sowie ein KPI-basiertes Reporting als Grundlage für datenbasierte Entscheidungen. Auch Balanced Scorecards kommen zur ganzheitlichen Steuerung zum Einsatz. Das Controlling entwickelt sich damit vom reinen Zahlenlieferanten zum aktiven Gestalter bzw. zur aktiven Gestalterin der Krankenhausstrategie.

Im dritten Beitrag stellte Johanna Grass-Kunz vom Zentrum für Labormedizin St. Gallen ein inspirierendes Beispiel für strategische Resilienz vor. Sie zeigte, wie die UN-Nachhaltigkeitsziele auf betrieblicher Ebene umgesetzt werden, wie eine unternehmensweite Digitalisierungsstrategie aufgebaut und eine wertebasierte Unternehmenskultur gefördert werden kann. Ihre zentrale Botschaft lautete: Wer Wandel erfolgreich managen will, braucht Klarheit im „Warum“ und eine Führung, die über Zahlen hinausblickt – Führungskräfte und Führungskultur sind dabei entscheidend.

Der vierte Beitrag von Kevin Fröhlich von der MFA Solutions GmbH machte deutlich, dass Künstliche Intelligenz im Controlling längst praxistauglich ist. Sein Open-Source-Ansatz zur Automatisierung von Finanzprozessen umfasst tägliche KPI-Dashboards, automatisierte Berichte via Nextcloud und N8N sowie Selfservice-BI mit einem KI-gestützten Assistenten. Das Resultat sind mehr Transparenz, weniger manuelle Prozesse und mehr Zeit für strategisch wichtige Aufgaben – für Controller:innen ebenso wie für Führungskräfte.

Abschließend präsentierte Nadine Angele von der Privatklinik Wyss, wie sich auch traditionsreiche Institutionen digital und strategisch neu aufstellen können. Die Klinik investiert gezielt in Telemedizin und E-Mental-Health, hat ein Security Operation Center (SOC) eingeführt und stärkt ihre Resilienz durch flexible und kooperative Strukturen – ein Beispiel für Innovation in einem regulierten Umfeld.

Die  Podiumsdiskussion widmete sich der Frage, wie viel Innovation das System verträgt. Einigkeit herrschte darin, dass Digitalisierung und Automatisierung keine Option mehr, sondern Grundvoraussetzungen für ein krisenfestes und zukunftsfähiges Gesundheitswesen sind.

Zusammenfassend lassen sich drei zentrale Erfolgsfaktoren für das Gesundheitswesen der Zukunft benennen: Erstens, die Digitalisierung mit einer klaren Roadmap und einem konsequenten Fokus auf Mehrwert; zweitens, eine umfassende Nachhaltigkeit, die wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt; und drittens, eine ausgeprägte Resilienz, also die Fähigkeit von Organisationen und Menschen, auf Wandel adaptiv und proaktiv zu reagieren. Die Tagung hat gezeigt: Die Lösungen liegen auf dem Tisch – nun braucht es Mut zur Umsetzung.