"Ungeahnte Potenziale im Controlling freilegen" - mit Artificial Intelligence (AI)
1. Wie schwer tun sich Menschen aktuell, wenn Artificial Intelligence in ihr Arbeitsleben tritt? Sehen Sie eine Entwicklung?
Vierkorn: Dem Thema Artificial Intelligence (AI) wird immer noch mit viel Argwohn und Skepsis begegnet. Der Grad der Besorgnis ist dabei aber durchaus abhängig von Faktoren wie Branche, Arbeitsressort und individuellem Kenntnisstand. Startups und progressive Unternehmen tun sich in der Regel leichter als traditionelle Unternehmen. Zurückführen lassen sich Unsicherheiten aber so gut wie bei allen auf Unwissenheit, gerne genährt von SciFi-Mythen und medialer Panikmache.
Schaffen wir es, AI anhand von Use Cases und Best Practices für einen Kunden erlebbar und greifbar zu machen, wachsen jedoch Interesse und Aufgeschlossenheit. Kunden erkennen, dass AI kein „Teufelszeug“ ist. Sie sehen, dass dahinter Mathematik, Algorithmen und letztendlich die Techniken des Machine Learning stecken, und erkennen, dass AI Menschen nicht wegrationalisiert, sondern ihnen hilft, ihre Arbeit effizienter und spannender zu gestalten. Und sie fangen an, kreativ zu werden und Einsatzfelder zu entwickeln.
Natürlich gibt es auf dem Weg dahin einiges an Zögern und Zaudern und den einen oder anderen Kampf um liebgewonnene Strukturen und Vorgehensweisen. Jedoch wächst die Erkenntnis, dass AI ebenso wie der Computer selbst ihren Siegeszug fortsetzen und bald nicht mehr wegzudenken, vielmehr ihr Einsatz einfach ganz normal sein wird.
Die Antwort auf obenstehende Frage lautet ganz klar: Ja, ich sehe eine positive Entwicklung und viel Potenzial. Immer vorausgesetzt, man hat seine Hausaufgaben im Datenmanagement gemacht und AI strukturiert in praktikable Lösungen überführt.
2. Was sind die Hauptgründe für Vorbehalte oder gar Ablehnung?
Vierkorn: Vordergründig dürfte es sich hauptsächlich um Existenzängste handeln: Was passiert mit mir, wenn AI mich unnötig macht und ersetzt? Das wirkt umso schlimmer, als es für die Betroffenen wenig konkrete Informationen darüber gibt, welche Chancen und Möglichkeiten sich durch die Innovationen gerade auch für den Einzelnen ergeben können. So werden über die Medien auch viel lieber Risiken und schwarzmalerische Szenarien kolportiert, denn Bad News verkaufen sich ja immer besser. Das Verrückte dabei ist jedoch, dass dieselben Leute, die sich angesichts der technischen Innovationen um ihren Arbeitsplatz Sorgen machen, schon lange AI-basierte Dienste wie Google Maps nutzen.
So sehe ich es auch als unsere Aufgabe, für Aufklärung, Aus- und Weiterbildung zu sorgen, AI erlebbar und greifbar zu machen und aufzuzeigen, dass AI – richtig und bewusst eingesetzt – eine Bereicherung und Arbeitserleichterung ist, im Idealfall sogar ganz neue Geschäftsfelder und Business-Möglichkeiten eröffnet.
Zentral bei AI wie bei BI, Big Data und Advanced Analytics sind dabei jedoch immer ein sauberes Datenmanagement und das Aufsetzen einer Data Governance. Darüber hinaus sollte der Einsatz von AI nicht einfach aktionistisch erfolgen, sondern ebenso wie der Einsatz und die Nutzung von Business Intelligence oder Big Data mit einer Strategie unterlegt und im gesamten Unternehmen verankert sein.
3. Was raten Sie insbesondere Controllern?
Vierkorn: Ich rate ihnen: Nehmen Sie das Thema AI proaktiv in die Hand. Gehen Sie es zwar agil, aber auch sachlich fundiert an und nehmen Sie die Menschen im Unternehmen mit. Informieren Sie sich und andere, identifizieren Sie gemeinsam Potenziale und machen Sie AI erlebbar.
In jeder Innovation stecken messbare Wertschöpfungen für jeden einzelnen und die gilt es aufzuzeigen. Holen Sie sich dafür einen Experten an die Seite, der Ihnen Erfahrungswerte aus der Praxis aufzeigt und professionelle Informationen zu Technologien und Möglichkeiten gibt. Arbeiten Sie dabei nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch Hands-on und entwickeln Sie in professionell geführten Workshops die Fragen:
- Wie sehen Anwendungsfälle aus, bei denen AI zum Einsatz kommen könnte?
- Welche Prozesse und Anforderungen könnte AI verbessern helfen?
- Welche vielleicht auch völlig neuen Rollen und Aufgaben könnten sich daraus für Mitarbeiter ergeben?
Das gemeinsame Entwickeln von Use Cases, mögen sie auch noch so hypothetisch sein, und im Anschluss daran die prototypisch technische Umsetzung nehmen alle zukünftig Betroffenen mit, stärken das Selbstbewusstsein jedes einzelnen, sorgen für Verständnis und senken vorhandene Hemmschwellen. Letztendlich nehmen Sie so die Angst vor dem Neuen und schaffen die notwendige Identifizierung.
Auch für das Controlling selbst gilt: AI kann an vielen Stellen ungeahnte Potenziale freilegen. Beschäftigen Sie sich damit und mit den darunter liegenden Technologien und trauen Sie sich heran an die Erarbeitung eigener Use Cases. Denken Sie an die Erstellung von Umsatzprognosen für das Reporting und die Planung oder an eine Anomalieerkennung in Buchungen. Potenzielle Einsatzgebiete liegen oftmals näher, als Sie meinen.
Über Steffen Vierkorn
Steffen Vierkorn
- arbeitete viele Jahre als Head of Business Intelligence & Data Warehouse beim Business Application Research Center (BARC) in Würzburg. BARC ist ein unabhängiges Forschungs- und Beratungsinstitut für Unternehmenssoftware mit Fokus auf Business-Intelligence- und Big-Data-Software.
- Die Schwerpunkte von SteffenVierkorn liegen heute in der Architekturkonzeption von Business-Intelligence-, Advanced-Analytics- und Big-Data-Systemen für große, mittlere und kleine Unternehmen.
- Ein weiterer Tätigkeitsbereich ist die Entwicklung von Business-Intelligence-, Advanced-Analytics- und Big-Data-Strategien und der Aufbau adäquater Organisationen.
- Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer bei QUNIS lehrt Steffen Vierkorn an der TU München.
- Darüber hinaus arbeitet er als Trainer für Business Intelligence, Advanced Analytics und Big Data an der Controller Akademie.
Über Qunis
Die 2013 gegründete QUNIS GmbH aus Neubeuern vereint als inhabergeführtes Beratungshaus unter einem Dach die Kompetenz und Erfahrung eines hochprofilierten, auf die Themen Business Intelligence (BI), Big Data, Advanced Analytics und Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierten Experten-Teams. Bei der Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger BI- und KI-Strategien werden sowohl mittelständische Unternehmen als auch Fachabteilungen und Digitalisierungsinitiativen in Konzernen unterstützt.
QUNIS begleitet bei BI- und Innovationsvorhaben bis hin zur Auslieferung tragfähiger Lösungen. Basis dafür ist ein fundiertes Fachwissen in den verschiedenen Disziplinen von BI und KI, Data Warehousing, Data-Lake-Architekturen sowie Data Governance. Hinzu kommen QUNIS -Frameworks, Marktüberblick über Technologien, Anbieter und Tools, gepaart mit hohem persönlichen Engagement des Berater-Teams inklusive umfassender Kompetenz in der agilen Projektsteuerung.
Zu den Kooperationspartnern zählen Microsoft und GAPTEQ ebenso wie die Controller Academy mit ihrem Ausbildungsprogramm zum Certified Information Manager CA.