"Platform Ecosystems" löst Silodenken in allen Bereichen ab

1.  Was ist die aktuell schwerwiegendste Änderung für das Controlling - und was bedeutet sie für den Controller?        
Alle reden von der Digitalisierung...alle wollen es haben...Die beiden grössten Herausforderungen sind jedoch:

• 1. Woher bekomme ich Geld und Ressourcen für die "Digitalisierung im Controlling" und 
• 2. Wie bekomme ich zeitnah das Know-How im Controlling aufgebaut, mit grossen Datenmengen sinnvolle Auswertungen/Analysen/Vorschläge für das Management zu erarbeiten und mit neuen Abteilungen (z.B. Omni-Channel-Team...) Schritt halten zu können. 

Zu 1: Alle Projekte gehen nach Vorne - also zum Kunden; dies macht es schwierig, die Notwendigkeit für Controlling Projekte zu rechtfertigen. Hier ist ein gutes Marketing der Controlling Abteilung gefragt um den Mehrwert aufzeigen zu können. Zu 2: Sobald es "Los geht" und die Tools zur Verfügung stehen, müssen unbedingt die Controller fit sein, um mit den Datenmengen umgehen zu können.  

2.  Der stationäre Einzelhandel tut sich schwer - kann der Onlinehandel die dort sinkenden Umsätze in Ihrer Branche bzw. für die Deichmann Group auffangen?        
Es ist kein Auffangen der stationären Umsätze, sondern eine Durchmischung und Verschmelzung sowie gegenseitige Ergänzung der Umsätze. Der Verkauf in den Filialen hat schon immer viele Herausforderungen gemeistert und jeweils auf verschiedenste Veränderungen gut reagiert. Dies wird weiter eine Kernkompetenz des stationären Handels sein. Neu hinzu kommt das Umdenken, dass man vom Multichannel zum Omni-Channel Unternehmen wird. Die Verzahnung aller für den Kunden möglichen Kanäle muss reibungslos und für den Kunden unsichtbar funktionieren. Der Kunde muss so einfach und unkompliziert an seine Wunsch-Ware kommen. Hier spielen Verfügbarkeit, Einfachheit und Schnelligkeit eine grosse Rolle. Das ist unsere Aufgabe - die Verschmelzung der Kanäle. 

3.  "Platform Ecosystems" ist ein zentraler Begriff Ihres Vortrags. Können Sie uns ganz kurz skizzieren, was sich dahinter verbirgt und inwiefern das Controlling davon betroffen ist?         
Hierunter verbirgt sich die Idee oder vielmehr die Philosophie, dass, wie bereits im Punkt 2 beschrieben, die Kanäle verschmelzen und wir als Firma vom Kunden als "Platform" wahrgenommen werden. Der Mehrwert ergibt sich aus vielen zusätzlichen und neuen Dienstleistungen, schnellen Warenströmen, einer hohen Verfügbarkeit, Möglichkeit des "Anfassens der Ware vor Ort"  und einfachen, für den Kunden nicht sichtbaren, reibungslosen Prozessen. Das Controlling steht vor der Aufgabe, dieses Gedankengut mit Instrumenten transparent darzustellen. Das Silo-Denken (Verkauf stationär, Verkauf durch den E-shop, Marketing, Einkauf...) und Silo-Reporting funktioniert nicht mehr.
Als neuer Faktor kommen Daten des "Einzel-Kunden" ins Spiel. Marketing mit der Gießkanne und das Clustern der Kunden in größere Gruppen funktioniert nicht mehr. Das Individuum steht im Mittelpunkt - alles andere ist SPAM. Bringt man diesen Punkt mit in das Unternehmensgefüge, muss anders gedacht und müssen Prozesse hinterfragt werden. Das Controlling muss diese "Micro- Ausrichtung" nachvollziehen und aktiv an der Gestaltung mitarbeiten können. Insofern besteht hier der Anspruch, ein umfassendes Reporting mit den verschiedensten Ansatzpunkten zu erarbeiten, was die Wirksamkeit von Maßnahmen im neuen Ökosystem darstellen kann.