Was ein Konzertabend und ein guter Controller gemeinsam haben sollten
1. Musiker sind kreative, gefühls- und stimmungsgetriebene Bauchmenschen, Controller zahlen- und vernunftgetriebene Kopfmenschen, so das Klischee. Gibt es eine Schnittmenge?
Prof. Gernot Schulz: Das ausbalanciert Sein innerhalb dieser Schnittmenge - das ist die zentrale Herausforderung! So wie das emotionale Berühren der Menschen im Konzert nur gelingen kann, wenn das Musizieren auf dem analytischen Verstehen des Werkes basiert, so geht es beim Controlling darum, auf Grund der gewonnenen Zahlen, Daten und Fakten Einfluss zu nehmen auf die Mitarbeiter/innen, um durch das Verändern ihres Handelns die Ergebnisse zu verbessern – ein zwischenmenschlicher Prozess, der ausgeprägte emotionale Intelligenz erfordert!
2. In ihrem Vortrag zeigen Sie Organisationen im Wandel auf und verwenden dabei das Bild „vom Wasserfall zum Fluss“. Welcher der beiden Zustände ist besser für eine Organisation?
Martina Sandrock:Mit der zunehmenden Komplexität, Dynamik und Volatilität unserer Geschäftsabläufe müssen wir Unternehmenskulturen entwickeln, in denen alle Mitarbeiter die Zukunft gemeinsam mitgestalten! Wir brauchen also keine Chef-Anweisungen mehr, die wie das Wasser der Niagara Fälle in das Unternehmen einfallen. Wir brauchen heute vielmehr einen Fluss der gemeinschaftlichen Zusammenarbeit! Wir brauchen weniger Hierarchie und weniger Silodenken. Wir brauchen Kooperation und Koordination!
3. Nennen Sie uns die wichtigste Erkenntnis für den Arbeitsalltag, den ein Controller aus Ihrem Vortrag mit nach Hause nehmen kann.
Martina Sandrock:Geben Sie ein neues Ziel in ihr Navigationssystem ein: Setzen Sie neben Ihrer rationalen Intelligenz und dem Fokus auf Zahlen, Daten und Fakten Ihre emotionale Intelligenz ein, um Zusammenarbeit im Unternehmen aktiv zu fordern und zu fördern. Der Gewinn: mehr Freude am gemeinsamen Denken und Gestalten, ein besseres Arbeitsklima und bessere Geschäftsergebnisse.
Über Martina Sandrock
Martina Sandrock hat als langjährige Geschäftsführerin und Beirätin in Konzernen und mittelständischen Unternehmen einschneidende Veränderungsprozesse und unterschiedliche Unternehmenskulturen erlebt und mitgestaltet. Ihre ausgewiesenen Stärken liegen in den Bereichen Unternehmensstrategie, wertschätzende und leistungsorientierte Führungskultur, Markenneuausrichtung und Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.
Sie begann ihre Karriere 1984 bei Unilever, wo sie 1999 zur jüngsten und ersten Frau in die Geschäftsführung von Unilever Bestfoods GmbH ernannt wurde. Wenige Jahre später wechselte sie als Vorsitzende der Geschäftsführung für Deutschland und Österreich zum US amerikanischen Multinational Sara Lee, bekannt durch Marken wie duschdas und Senseo. Anschließend leitete sie die Iglo GmbH, zu seiner Zeit Teil des marktführenden europäischen Tiefkühlkostanbieters Iglo Group in Besitz des Private Equity Unternehmens Permira. Schließlich wurde sie Vorsitzende des Vorstands der LSH AG, bekannt für Marken wie Messmer und Milford.
Heute ist sie Unternehmerin, Business Angel und Beirätin.
Sie wohnt mit ihrem Mann Ferdinand in Hamburg direkt an der Alster.
Zu ihren Hobbies zählen tägliches Joggen, Marathons, Wandern und Mountainbiken über die Alpen.
Über Prof. Gernot Schulz
Prof. Gernot Schulz, langjähriger Berliner Philharmoniker, von Karajan und Bernstein geförderter Musiker und Pädagoge, ist heute ein international gefragter Dirigent. Noch während seiner Zeit als Berliner Philharmoniker und Hochschulprofessor in Hamburg startete er seine internationale Dirigierkarriere.
Er war Assistent von Leonard Bernstein und Georg Solti, dirigierte die Berliner Philharmoniker bei einem Multimedia-Projekt von Sony, spielte CDs bei Wergo und Sony Classical ein. Vom Rundfunkorchester Seoul bis zum Brandenburgischen Staatsorchester, vom Noord Nederlands Orchester bis zu den Budapester Philharmonikern – bei zahlreichen renommierten Orchestern in Europa, Südamerika und Asien ist Gernot Schulz ein gern gesehener Gast.
Gernot Schulz ist aufgrund seiner erfolgreichen Karrieren als Orchestermusiker wie als Pädagoge und Dirigent prädestiniert dafür, die Bedeutung der interaktiven Prozesse zwischen Dirigent und Orchester über die Musik hinaus zu vermitteln. Das Orchester und sein Dirigent sind in vielerlei Hinsicht der Modellfall eines erfolgreich geführten Unternehmens:
- Präzision im Zusammenspiel
- aufeinander hören
- Leidenschaft für ein gemeinsames Ziel
- Balance zwischen Individualität und Geschlossenheit
– das sind entscheidende Faktoren des Erfolges.