Österreicherin, Fränkin, Irin? Powerfrau und Vorstandsmitglied im ICV!
Claudia Maron ist Österreicherin und inzwischen auch begeisterte Fränkin. Gleich nach dem Studium der Betriebswirtschaft (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, 1981- 1987) an der Universität Innsbruck zog es sie nach Deutschland. 1989 startete sie bei DATEV in Nürnberg, seit 1996 als Führungskraft mit Prozess- und Projektverantwortung. Dazu gehören verschiedenste kaufmännische Stationen im Controlling und Rechnungswesen, wie z.B. die Unternehmensplanung, die Fakturierung, das Beteiliungscontrolling und die Managementinformation. Hierzu gesellte sich 2012 die Leitung der Abteilung Betriebswirtschaft. Seitdem verantwortet sie das Unternehmensreporting, das Risikomanagement und unterstützt im Strategieprozess. Das von ihr aufgebaute Nachhaltigskeitscontrolling wurde 2016 mit dem Green Controlling-Preis ausgezeichnet. Ein weiteres fachliches Baby ist die digitale Ökonomie: „Wie gehen kaufmännische Prozesse 4.0 und welche Herausforderungen ergeben sich für das Controlling?“
Zwischenzeitlich ist auch Irland zur Heimat geworden, wo ihre drei Kinder für Schule und Studium Station machten. „Besonderes Highlight bei meinen Besuchen ist das Schwimmen in der frischen irischen See. Erholung vom beruflichen Alltag finde ich darüber hinaus bei Trekking -Touren in touristisch noch wenig erschlossenen Gebieten (Kirgistan, Kamtschatka, Kolumbien)“.
Netzwerken, ehrenamtliches und soziales Engagement gehören zum Alltag von Claudia Maron. Seit vielen Jahren ist sie beim ICV in Fachkreisen (Moderne Budgetierung, Green Controlling, RMS, nextgen@planning) aktiv. Im Jahr 2012 übernahm sie die Leitung des regionalen Arbeitskreises Franken, 2017 ging es weiter mit neuen Aufgaben: Für den ICV übernimmt sie die Position der Delegierten Deutschland Süd. Claudia Maron dazu: „Und nun freue ich mich auf die neue Aufgabe, die vielen interessanten Gespräche und Themen, die wir gemeinsam bewegen können“.
2020 wird Claudia Maron im ICV Vorstandsmitglied. In ihrem Fokus ist u.a. die Regionaltagung CCS Controlling Competence Stuttgart. Unter ihrer Regie wird aus der Präsenzveranstaltung eine Online-Tagung im Metaverse, bei der sich alle Teilnehmenden als Avatare treffen.
Neben dem ICV hat sie seit 2016 eine Lehrverpflichtung „Internationales Controlling“ an der IBS (International Business School, Nürnberg) inne.
Privat engagiert sie sich in örtlichen Vereinen und unterstützt u.a. Flüchtlinge dabei, qualifizierte Arbeits- und Ausbildungsplätze zu finden.
Frau Maron, beim Lesen Ihres Lebenslaufs vermute ich, dass Ihr Tag entweder mehr als 24 Stunden hat oder Sie dreimal so viel Energie wie der Durchschnittsbürger haben. Wie machen Sie das?
Maron: Das zweite ist fast richtig. Ich habe sehr viel Energie. Die habe ich von meiner Mutter geerbt. Hinzu kommt, dass mich viele Dinge interessieren. Aber ich delegiere oder teile auch viele Aufgaben, um Freiräume zu gewinnen, z.B. meinen Haushalt mit meinem Mann. Das finde ich sehr charmant.
Wurzeln in Österreich, daheim im Fränkischen, oft zu Besuch bei den Kindern in Irland, Trekking in Gebieten auf der Welt, bei denen schon das Schreiben schwerfällt, Lehreinsatz in der International Business School, privater Einsatz für Flüchtlinge in Deutschland – tragen Sie ein Weltbürger-Gen in sich?
Maron: Spannende Frage, als Humangenetiker entdeckt mein Sohn das vielleicht einmal...Ich fürchte, dass es viel trivialer ist. Es hat sich in meinem Leben einfach so entwickelt. Es passiert ja auch nicht alles zur gleichen Zeit. Familie ist mir sehr wichtig. Die Natur erleben, in fremde Kulturen eintauchen und mich gesellschaftlich einbringen ebenso. Das Leben ist bunt und es ist schön, daran teilzuhaben.
Prof. Dr. Andreas Seufert, Leiter des Fachkreises „BI/Big Data und Controlling“ hat vor kurzem die ICV-Digitalisierungsoffensive gestartet. Bei Ihrem Arbeitgeber, der DATEV eG in Nürnberg, befassen Sie sich aktuell mit der digitalen Ökonomie. Gibt es von Ihrer Seite schon erste Erkenntnisse und Überlegungen?
Maron: Genau solche Initiativen brauchen wir, um die zukünftigen Herausforderungen zu meistern. Bis vor kurzem dachte ich noch „Langsam wird das Controlling für mich zur Routine“. Die Digitalisierung mit all den neuen technischen Möglichkeiten hat das grundlegend geändert. Inzwischen kann es mir mit der Veränderung gar nicht schnell genug gehen. Meine Vision: ein „Digi.CoB“, ein datengetriebener Controlling Roboter, der uns in allen kaufmännischen Prozessen unterstützt. Bei DATEV haben wir kürzlich eine Machbarkeitsstudie für einen Buchführungsautomaten vorgestellt, der schon heute eine Trefferquote von 90 Prozent erreicht. Es gibt also bereits vielversprechende Ansätze in dieser Richtung.
Was nehmen Sie mit aus einem Jahrzehnt der Mitarbeit in ICV-Fachkreisen – fachlich, aber auch persönlich?
Maron: Fachlich hat es meine Arbeit unglaublich bereichert. Die Kombination aus Wissenschaft, Beratung und Praxis ist die ideale Ergänzung. Moderne und zukunftsorientierte Themen, die für das Controlling relevant sind, werden so auf die Reise gebracht. Persönlich begeistern mich die engagierten Menschen, denen ich begegne. Ich hoffe, das gilt auch umgekehrt.
Seit 2012 sind Sie Leiterin des regionalen ICV-Arbeitskreises Franken. Was sind die zentralen Unterschiede, was sind die Anknüpfungspunkte zu Ihrer Fachkreisarbeit?
Maron: Anknüpfungspunkte? Die Menschen und der Spaß am Netzwerken. Zentrale Unterschiede? In meinem AK spielen regionale Stärken eine sehr wichtige Rolle. Die Themen richten sich nach den aktuellen Anforderungen unserer Mitglieder und den gastgebenden Firmen, denen ich an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön aussprechen möchte. Sie erst machen die regionale Vereinsarbeit zu dem, was sie ausmacht. Mein Fazit: Die Mischung aus regionaler und der fachlicher Arbeit macht´s. Und es ist toll, dass es beim ICV beides gibt.
Welche Anregungen und Tipps haben Sie für den Verein im Allgemeinen, aber auch für Ihre Kollegen in den Fachkreisen, Branchenarbeitskreisen oder regionalen Arbeitskreisen?
Maron: 1991 habe ich mein erstes Seminar bei Herrn Dr. Deyhle besucht. Er hat mich mit seiner Begeisterung für den Verein angesteckt und mich auch persönlich sehr geprägt: Über all meine Umzüge hinweg habe ich bis heute ein signiertes Bild von ihm aufbewahrt. So wie er meine Begeisterung geweckt hat, so sollte es auch der Verein bei seinen Mitgliedern insgesamt schaffen. Denn wir brauchen engagierte Mitglieder, die sich gerne und mit Freude ehrenamtlich einbringen – und damit auch andere anstecken.
Seit diesem Jahr sind Sie auch ICV-Delegierte Deutschland Süd. Damit erleben Sie die ICV-Arbeit aus einer weiteren Perspektive. Was sind Ihre Ziele und wie wollen Sie diese erreichen?
Maron: Ich freue mich auf die weitere Perspektive. Der ICV ist „das“ Kompetenzzentrum für Controlling, und Information ist das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt. Diesen Weg weitergehen, die Stärken der Arbeitskreise besser kennenzulernen, von den Best Practices regionaler Vereinsarbeit gemeinsam zu partizipieren, um die Vernetzung, den Informationsaustausch und Knowhow-Transfer zwischen den verschiedenen Arbeitskreisen weiter zu fördern, stehen ganz oben auf meiner Liste.
Sie haben gleich zehn Arbeitskreise unter Ihren Fittichen – und damit mehr als jeder andere Regionaldelegierte im ICV. Braucht es an dieser Stelle jemanden mit Ihrer Energie oder ist es aus Ihrer Sicht eigentlich egal, ob man fünf oder zehn Arbeitskreise betreut?
Maron: Die Anzahl ist natürlich ein Kriterium. Da ich mich sehr gerne persönlich einbringe, sind zehn mehr als fünf. Gerade am Anfang wird die Kommunikation und die dafür benötigte Zeit daher herausfordernd. Die eigentliche Herausforderung schultern aber die Arbeitskreisleiter, die das hervorragend tun. Es ist schön, eine neue Aufgabe mit diesem Rückgrat und dieser Unterstützung gemeinsam anzugehen.
Alle regionalen Arbeitskreise, die Ihnen als Delegierte Deutschland Süd zugeordnet sind, werden von Männern geleitet. Wie erleben Sie den Umgang mit ihnen – verblasst das alte Rollenklischee zugunsten des Verständnisses, dass es auf die Teamleistung und nicht auf die Geschlechterrollen ankommt? Oder spüren Sie als Frau noch Vorbehalte in der Zusammenarbeit?
Maron: Ganz im Gegenteil. Ich freue mich, dass meine AK-Leiter-Kollegen mir ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Das ist schon was Besonderes. Außerdem finde ich es toll, dass bereits vier Frauen in stellvertretender Funktion aktiv sind. Und vielleicht ändert sich das ja schneller als wir denken. In meinem AK Franken steht die Wahl der Leitung und Stellvertretung an. Die Chancen sind gut… Ein offener und wertschätzender Umgang miteinander sind für mich eine sehr gute Voraussetzung für eine konstruktive Zusammenarbeit. Wenn das gegeben ist, spielt das oft zitierte Rollenklischee keine Rolle.
Zehn Jahre Mitarbeit in ICV-Fachkreisen, fünf Jahre Leitung eines Arbeitskreises, jetzt Regionaldelegierte – was schultern Sie zusätzlich in fünf Jahren im und für den ICV?
Maron: Zunächst ist es mir wichtig, gut in meiner neuen Aufgabe anzukommen. Ich habe viele Ideen, und wenn manches davon den ICV bereichert und voranbringt, dann wäre schon einiges erreicht. Was ich in fünf Jahre mache? Ganz ehrlich – das kann ich heute noch nicht sagen. Wichtig ist, es muss Sinn stiften und Spaß machen. Aus heutiger Sicht kann ich mir nicht vorstellen, dass dem ICV neue Ideen und Herausforderungen ausgehen.
Ihr ehrenamtliches Engagement im ICV, aber auch in Ihrem Wohnort ist enorm. Warum tun Sie das?
Maron: Das lässt sich einfach beantworten. Es bereichert mein Leben und ich bekomme viel mehr zurück als erwartet. Ich glaube, dass das gesellschaftliche Engagement in Zukunft noch sehr an Bedeutung zunehmen wird.
Wie gelingt es Ihrer Meinung nach, Menschen - gerade auch junge - dazu zu bewegen, sich ehrenamtlich zu engagieren – und warum sollten sie es auch im ICV tun?
Maron: Menschen engagieren sich, wenn Sie für eine Sache motiviert sind und etwas bewegen können. Das gilt auch für die jüngeren Generationen. Gleichwohl tun Sie es in anderer Art und Weise und achten auf die Vereinbarkeit mit ihren Lebenszielen. Die „klassischen“ Vereinsstrukturen passen daher nicht mehr zu allen Ausprägungen ehrenamtlichen Engagements. Wir sollten offen über weitere Formen von Teilhabe und Wirken im Verein diskutieren.