MAHLE ist ein international führender Entwicklungspartner und Zulieferer der Automobilindustrie sowie Wegbereiter und Technologietreiber für die Mobilität von morgen. Annegret Glöckner, ICV Executive Advisor Firmenmitglieder, im interview mit Jan-Frederek Thiele, Vice President Corporate Controlling MAHLE International GmbH, and Benjamin Hödl, Director Controlling Business Unit Mechatronics and Electronics.
Glöckner: Sehr geehrter Herr Thiele, Herr Hödl – bitte stellen Sie sich und Ihre Rolle im Unternehmen vor.
Jan-Frederek Thiele: Ich verantworte das Corporate Controlling bei MAHLE, das u. a. die Bereiche Konzernberichtswesen, Controlling Governance sowie das Konzernrechnungswesen umfasst. Ich habe vor 15 Jahren als Trainee bei MAHLE angefangen, war während dieser Zeit unter anderem 2 Jahre in England und 5 Jahre in Spanien, anschließend verantwortlich für das Controlling der europäischen Gesellschaften des MAHLE Behr Teilkonzerns, bevor ich das Corporate Controlling übernommen habe.
Benjamin Hödl: Ich bin ebenfalls seit vielen Jahren bei MAHLE tätig. Als Business Unit Controller bin ich aktuell verantwortlich für die Business Unit (BU) Mechatronik und Elektronik im MAHLE Konzern, die als eigenständiger Bereich zum 1. Januar 2020 geschaffen wurde.
Das Business Unit Controlling umfasst sämtliche Controlling Bereiche wie bspw. Operations Controlling, Projektcontrolling, R&D Controlling, Planung, Analyse und Reporting. Bei uns zusammengefasst unter dem Stichwort Business Partnering.
Auch ich habe während meiner 18-jährigen Tätigkeit bei MAHLE verschiedene Stationen im In- und Ausland durchlaufen, unter anderem war ich in Frankeich und Japan in verantwortlichen Positionen tätig.
Glöckner: Wie sieht die Aktivität von MAHLE in Slowenien aus?
MAHLE: In der Tat ist Slowenien seit dem Jahr 2014, als wir die slowenische Letrika Gruppe akquirierten, mit insgesamt fünf Standorten ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt der Elektronik- und Mechatronik-Aktivitäten von MAHLE. Der Standort in Sempeter ist sowohl für die Fertigung als auch für die Forschung & Entwicklung der europäische Hub für das Geschäftssegment der Mechatronik. Darüber hinaus gibt es derzeit weitere Produktionsstandorte in Bovec und Komen sowie Entwicklungseinrichtungen in Ljubljana und in Maribor.
Seit der Akquisition wurden organisch weitere Produkte industrialisiert, sodass dieses stark weiterentwickelte Geschäft somit heute ein wesentliches Element unserer dualen Strategie ist, bei der wir uns sowohl auf die weitere Optimierung von Verbrennungsmotoren fokussieren und andererseits neue Geschäftsfelder im Bereich alternativer Antriebe erschließen. Nach aktueller Planung soll dort zukünftig ein mittlerer dreistelliger Millionen Euro Umsatzbetrag erwirtschaftet werden.
Glöckner: MAHLE hat vergangenes Jahr sein 100-jähriges Jubiläum gefeiert, ein Weltkonzern und einer der 20 größten Automobilzulieferer weltweit mit mehr als 72.000 Beschäftigten. Heute steht die Automobilbranche weltweit vor einem großen Transformationsprozess hin zu alternativen Antriebslösungen. Slowenien ist als Land mit starken Automotive-Sektor dabei genauso herausgefordert, sich diesem Transformationsprozess zu stellen.
Herr Thiele, was versteht man bei MAHLE unter dualer Konzernstrategie? Wie sieht der Transformationsprozess hin zu alternativen Antriebssystemen aus, und wie sind die slowenischen Tochtergesellschaften in diesen Prozess eingebunden?
Jan-Frederek Thiele: Im Rahmen unserer Konzernstrategie verfolgen wir das Ziel, auf Basis der Stärkung unserer klassischen Produktbereiche den Wandel von MAHLE hin zu Technologien jenseits des Verbrennungsmotors weiter zu beschleunigen. Im Umfeld des Verbrennungsmotors wollen wir stark bleiben, solange er auf den internationalen Märkten gebraucht und von unseren Kunden nachgefragt wird. Denn nicht der Verbrennungsmotor ist das Problem, es sind die fossilen Kraftstoffe. Der Verbrennungsmotor hat in Verbindung mit Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen in der Tat große CO2-Einsparpotenziale. Dieser etablierte Teil der Konzernstrategie spielt eine sehr große Rolle, auch weil wir damit die finanziellen Mittel erwirtschaften, um unser Portfolio mit unverändert hoher Intensität in Richtung E-Mobilität, Brennstoffzelle, Wasserstoff und E-Fuels weiter zu entwickeln. Rund 60 Prozent unseres Umsatzes generieren wir bereits unabhängig vom Pkw-Verbrenner – Tendenz steigend. Bis 2030 sollen es gut drei Viertel sein. Wir sind in der Transformation also voll auf Kurs.
Slowenien spielt mit seinem Fokus auf Elektronik- und Mechatronik-Aktivitäten dabei eine bedeutende Rolle, insbesondere bei der E-Mobilität. Im übrigen sind wir mittlerweile einer der größten Arbeitgeber in Slowenien und auch in das soziale, kulturelle und universitäre Leben Sloweniens stark eingebunden. So besteht eine Partnerschaft mit der Felu Universität in Ljubljana. Darüber hinaus fördert MAHLE beispielsweise die E-Mobilitäts-Rallye. .
Glöckner: Kommen wir nun zum Controlling bei MAHLE. Sie sind Vice President Corporate Controlling. Welche Themen treiben Sie derzeit um?
Jan-Frederek Thiele: Für mich geht es im Controlling einerseits ganz stark um die wachsende Herausforderung, immer eine belastbare Grundlage für die richtigen Entscheidungen des Managements zu liefern, es also möglich zu machen, dass Zahlen und Informationen unverzüglich in die Entscheidungsprozesse gelangen. Zum anderen geht es auch darum, die Kosteneffizienz kontinuierlich zu steigern.
Auch unser Controlling befindet sich derzeit in einem Transformationsprozess. So bauen wir den Bereich aktuell grundsätzlich um, mit Fokus auf die Felder Governance, Data Production und Business Partnering. Gerade bei einem global agierenden Konzern wie MAHLE ist eine starke Governance wichtig, damit über die Festlegung verbindlicher Regeln fürs Controlling und das interne Rechnungswesen globale Vergleichbarkeit geschaffen wird.
Glöckner: Die Digitalisierung ist nicht Thema unseres Gesprächs heute. Möchten Sie dennoch etwas sagen zum Stand der Entwicklungen bei MAHLE?
MAHLE: Das Thema Digitalisierung spielt natürlich eine ganz zentrale Rolle bei MAHLE. Nur so viel: Das Jahr 2020 hat der Digitalisierungsstrategie von MAHLE einen weiteren Schub verliehen und zwar über Themen wie Industrie 4.0 hinaus. In jedem Bereich des Konzerns arbeiten wir an diesem wichtigen Thema und etablieren digitale und modulare Prozesse.
Glöckner: Können Sie uns beschreiben, wie das BU Controlling organisiert ist. Wie viele Mitarbeiter sind hier beschäftigt und wie viele davon in Slowenien?
Benjamin Hödl: Unsere Business Unit ist in vier globale Geschäftssegmente gegliedert. In diesen wiederum sind Werke und Tech Center organisiert. Auf jeder Ebene gibt es entsprechende Controlling-Funktionen. In Slowenien haben wir eine starke Mannschaft, die auch standort- bzw. länderübergreifend tätig ist, etwa bei der Erstellung von Angebotskalkulationen.
Glöckner: Beschreiben Sie uns doch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Beispiel der Budgetplanung (oder des Monatsreportings)? Was sind Ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit slowenischen Kollegen?
MAHLE: Klassisches Beispiel ist die Durchsprache der Monatsreportings. Die Zusammenarbeit mit den slowenischen Kollegen funktioniert dabei sehr gut. Wir sind eng miteinander vernetzt. Auf beiden Seiten sitzen fachlich hoch qualifizierte Kolleginnen und Kollegen mit einem gemeinsamen Verständnis für unsere Ziele und Aufgaben. Die Kommunikation läuft reibungslos.
Glöckner: Gibt es Erfahrungen bei MAHLE mit Entsendungen von Finance/Controlling-Mitarbeitern ins Ausland, vielleicht sogar von/nach Slowenien? Was sind die Chancen und wo liegen die Herausforderungen einer solchen Entsendung?
MAHLE: Generell spielen bei MAHLE Entsendungen eine sehr starke Rolle, und sie werden gerade im Finanz- und Controllingbereich auch bewusst gefördert.
Die Auslandseinsätze sollen die unternehmerische, gestalterische und eigenverantwortliche Prägung des Mitarbeiters fördern. Interkulturelle Trainings helfen dabei. Neben der Übernahme wichtiger Aufgaben stehen sowohl die fachliche und inhaltliche als auch eine persönliche Weiterbildung identifizierter Potenzialträger im Vordergrund.
Slowenien ist aufgrund seiner Bedeutung im Konzern sowie seiner zentralen Lage in Europa ein attraktiver Standort. Und so überrascht es wenig, dass der Austausch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Controlling über Entsendung zwischen Slowenien und der Unternehmenszentrale in Deutschland in beiden Richtungen sehr gut läuft.
Glöckner: Wie würden Sie abschließend den folgenden Satz ergänzen: Slowenien ist für MAHLE .... ?
Jan-Frederek Thiele: .... ein bedeutender und zukunftsträchtiger Standort auf der MAHLE Landkarte im Sinne unserer dualen Konzernstrategie.
Benjamin Hödl: ...mit seinem gut ausgebildeten Personal ein wichtiger Baustein auf dem Wachstumspfad des Geschäftsbereichs Mechatronik und Elektronik.
Glöckner: Herr Thiele, Herr Hoedl, ganz herzlichen Dank für dieses Gespräch.